Friedensfahrt, #11 Szczecin - Rostock
Samstag, 21. Mai 1966
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Rostock hatte am Sonnabend seinen zweiten großen Friedensfahrttag. In monatelangen Vorbereitungen wurde von den Rostockern alles getan, um ihre Stadt festlich zu schmücken. Frühzeitig öffneten sich am Sonnabendmittag die Tore des Ostseestadions, um alle die Menschen aufzunehmen, die dabeisein wollten, wenn die Friedensfahrer ihr Ziel geschafft hatten. Aschenbahnrennen, Staffelläufer, zwei Fußballspiele und ein Radballmatch verkürzten den knapp 20 000 Zuschauern die Wartezeit. Dazu musizierte Käpp’n Schmidt mit seinen Mannen, gab es Streckenmeldungen über die Lautsprecher und als eine der Hauptpersonen ”Käpp’n Braß”, der die Böllerschüsse auslöste, als die Fahrer von der Strempel- in die Kopernikusstraße einbogen. Vorher wurde natürlich zünftig per Rad ins Stadion gefahren. Das ”Rostock ahoi, ahoi, ahoi!” wurde immer wieder geprobt ebenso wie das ”Hoch soll er leben!” für den Sieger. Als Jean Wouters, Jan Smolik und Raimund Zielinski in das Stadion als erste einfuhren, hatte die Stimmung ihren Höhepunkt erreicht. Schnell, viel zu schnell ging es, um registrieren zu können, wer war dabei, wer fehlte noch. Doch war das Entsetzen groß, als Pechvogel Eberhard Butzke mit 17 Minuten Verspätung in das Stadion eintrudelte, aber auch ihm wurde herzhaft applaudiert. Der Schlußwagen hinter dem letzten Fahrer ließ nicht weniger als eineinhalb Stunden hinter dem Sieger auf sich warten. Er fuhr hinter dem letzten Mann des Feldes, dem Marokkaner Tamouh. Allein auf sich angewiesen, strampelte der Nordafrikaner nach einem Defekt bald hinter dem Startort Szczecin die Strecke herunter. Und nicht wenige hatten ausgeharrt, um auch dem letzten Mann des Pulks ihren Beifall zu spenden. Großes Gedränge der Kinder nach Autogrammen, gleich- gültig, ob es ein Fahrer der Spitzengruppe oder einer der letzten war.

Aus: NNN, 23.5.1966